Die Yoga-Philosophie von Sri Ramana Maharshi: Die Erkenntnis des Selbst durch Selbsterforschung

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Yoga ist eine Praxis, die Körper, Geist und Seele in Einklang bringt, und die Lehren von Sri Ramana Maharshi haben der Welt eine einzigartige Perspektive auf den spirituellen Yoga-Weg gegeben. Geboren im späten 19. Jahrhundert in Indien, führte Maharshis Suche nach Wahrheit ihn zum heiligen Berg Arunachala in Tiruvannamalai, einem Ort, der für ihn zum Zentrum seiner spirituellen Erleuchtung und Lehrtätigkeit wurde. Seine Philosophie, stark beeinflusst durch die Ideale des Advaita Vedanta, dreht sich um die einfache, aber tiefgreifende Praxis der Selbstuntersuchung – eine Methode, die darauf abzielt, das wahre Selbst jenseits des Egos zu erkennen.

Diese Selbstuntersuchung, im Sanskrit „Atma Vichara“ genannt, ist eine direkte Form der inneren Erforschung, die ständig die Frage „Wer bin ich?“ stellt. Ramana Maharshi lehrte, dass durch diese konstante Einkehr und Befragung die Illusion des individuellen Ichs – das Ego – aufgelöst und die wahre Natur des Selbst enthüllt werden kann. Seine einfachen Lehren haben nicht nur in Indien, sondern auf der ganzen Welt Resonanz gefunden und gelten als zeitloser Wegweiser für spirituell Suchende.

In diesem Beitrag

  • Yoga nach Ramana Maharshi fördert die Selbsterkenntnis durch die Praxis der Selbstuntersuchung.
  • Der heilige Berg Arunachala in Indien spielte eine zentrale Rolle im Leben und in den Lehren Maharshis.
  • Maharshis Philosophie hat weltweit Einfluss auf die spirituelle Praxis genommen.

Leben und Lehre von Sri Ramana Maharshi

Yoga nach Ramana Maharshi fördert die Selbsterkenntnis durch die Praxis der Selbstuntersuchung.
Yoga nach Ramana Maharshi fördert die Selbsterkenntnis durch die Praxis der Selbstuntersuchung. | Credits: Nadine Mertens

In der spirituellen Welt Indiens ist Sri Ramana Maharshi eine herausragende Persönlichkeit, deren Lehren tief im Advaita Vedanta verwurzelt sind und bis heute weltweit Resonanz finden. Sein einfaches Leben und seine tiefgründige Lehre ziehen zahlreiche Suchende an, die den Weg der Selbst-Erkenntnis durch „Atma Vichara“, die Selbstbefragung, gehen möchten.

Frühes Leben und Erleuchtung

Geboren wurde ich 1879 in Tamil Nadu und führte zunächst ein normales Leben. Doch im Alter von 16 Jahren erfuhr ich eine plötzliche und tiefgreifende spirituelle Erleuchtung, welche die Richtung meines Lebens grundlegend veränderte. Während eines Moments intensiver Angst vor dem Tod, fand ich zu der Erkenntnis des „Ich bin“, die mein weiteres Dasein prägte.

Gründung des Sri Ramanasramams

Im Jahr 1922 gründete ich den Sri Ramanasramam am Fuße des heiligen Berges Arunachala. Dieser Ort wurde mein dauerhafter Lebensmittelpunkt und zugleich ein spirituelles Zentrum für meine Devotees aus aller Welt. Ich unterrichtete vorrangig durch Stille, doch auch meine verbalen Unterweisungen wurden in Texten wie „Day by Day with Bhagavan“ festgehalten.

Einfluss und Devotees

Meine Lehren zogen und ziehen nach wie vor Menschen in ihren Bann, die nach direkter Erfahrung des Göttlichen streben. Die Verehrung für den Gott Ram und die fortwährende Suche nach Selbstrealisation prägten die Beziehung zu meinen Devotees. Mein einfaches Leben und Reden, codiert in zahlreichen Büchern und gesammelt in Ashrams, hinterließ bleibende Spuren in der spirituellen Landschaft.

Philosophie und Praxis der Selbstuntersuchung

Der heilige Berg Arunachala in Indien spielte eine zentrale Rolle im Leben und in den Lehren Maharshis.
Der heilige Berg Arunachala in Indien spielte eine zentrale Rolle im Leben und in den Lehren Maharshis. | Credits: Nadine Mertens

In diesem Abschnitt befassen wir uns mit den Kernkonzepten der Selbstuntersuchung nach Sri Ramana Maharshi, den Techniken und Methoden dieses Weges sowie dem tiefgehenden Einfluss von Vedanta und Buddhismus.

Kernkonzepte von ‚Wer bin ich?‘

Die Praxis der Selbstuntersuchung, auch bekannt als „Atma Vichara“ oder „Wer bin ich?“, steht im Zentrum der Lehren von Sri Ramana Maharshi. Hierbei geht es um die kontinuierliche Fokussierung auf das innere „Ich“-Gefühl. Die Grundannahme ist, dass das wahre Selbst über das Ego hinaus existiert und in der direkten Erfahrung der Stille und des Bewusstseins gefunden werden kann, was letztendlich zur Selbsterkenntnis führt. Das Ego bzw. der ‚Ich‘-Gedanke wird als die Hauptquelle des Leidens betrachtet und die Aufmerksamkeit darauf richtet sich darauf, diesen zu hinterfragen und aufzulösen.

Techniken und Methoden

Die Technik der Selbstuntersuchung erfordert beharrliche Meditation und Anwendung der Frage „Wer bin ich?“. Während der Meditation richtet der Praktizierende seine Aufmerksamkeit immer wieder auf das Gefühl von „Ich“ oder „Ich bin“ und untersucht die Quelle dieses Ich-Gedankens. Dieser Prozess fördert die Selbst-Aufmerksamkeit und schwächt nach und nach das greifbare Konzept des Egos. Ziel ist es, den unreinen Aspekt des Ego-Ichs (Ahamkara) zu durchdringen und in den Zustand des Samadhi, der reinen Bewusstheit ohne Objekt, einzutreten.

Einfluss von Vedanta und Buddhismus

Die Philosophie der Selbstuntersuchung ist tief in der Advaita Vedanta-Tradition verwurzelt und teilt viele Parallelen mit buddhistischen Lehren. Sie legt einen starken Fokus auf die unmittelbare, intuitive Erkenntnis des „Selbst“ als nicht-dual – es gibt keine Trennung zwischen dem Individuum und dem Absoluten, dargestellt als ‚Arunachala Shiva‘ in den Lehren Ramanas. Darüber hinaus nimmt die Vedanta durch die Betonung des Wissenswegs (Jnana Marga) und Buddhismus durch das Hinterfragen der Ich-Illusion signifikanten Einfluss auf diese Praxis. Beide Traditionen unterstützen die Ansicht, dass Erleuchtung durch Aufmerksamkeit und das Erkennen der wahren Natur des Selbst erreicht wird.

Die Wirkung von Ramana Maharshis Lehren

Maharshis Philosophie hat weltweit Einfluss auf die spirituelle Praxis genommen.
Maharshis Philosophie hat weltweit Einfluss auf die spirituelle Praxis genommen. | Credits: Nadine Mertens

Die Lehren von Sri Ramana Maharshi haben seit ihrer Entstehung eine nachhaltige und weitreichende Wirkung auf spirituelle Suchende und die moderne Kultur. Sie bieten tiefe Einsichten in die Natur des Selbst und den Weg der inneren Erforschung.

Moderne spirituelle Suchende

Moderne spirituelle Suchende entdecken in Ramana Maharshis Prinzip des Atma-Vichara, der Selbstuntersuchung, ein wirksames Werkzeug zur Erforschung und Überwindung der eigenen Individualität. Sein einfacher Ansatz, sich beständig zu fragen „Wer bin ich?“, hat unzählige Menschen motiviert, sich von der Identifikation mit dem Körper und dem Geist zu lösen und das wahre Selbst zu erkennen.

Berühmte Schüler und Kommentatoren

Namhafte Schüler und Kommentatoren wie David Godman, Arthur Osborne und Ganapati Muni haben ihre Aufmerksamkeit auf die Lehren Maharshis gerichtet und diese studiert. Ihre Schriften und Kommentierungen vertiefen das Verständnis und tragen zur Verbreitung seiner Lehren bei. Be as You Are ist ein Beispiel für ein Werk, das Maharshis Lehren in zugänglicher Form präsentiert.

Einfluss auf die zeitgenössische Kultur

Maharshis Einfluss erstreckt sich über den Kreis seiner persönlichen Follower hinaus auf die zeitgenössische Kultur. Einige seiner Schüler, darunter Swamis Sivananda und Harilal Poonja (Poonjaji), wurden selbst bedeutende spirituelle Lehrer. Die Betonung der direkten Selbsterfahrung ohne die Notwendigkeit eines Mantras oder eines bestimmten Rituals hat zu einem verstärkten Interesse an nicht-dualistischen Praktiken in der westlichen Kultur geführt.

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